In diesen Studienjahren trug sich der junge Student intensiv mit dem Gedanken, in den Orden der Dominikaner einzutreten. Deshalb korrespondierte er auch mit seinem früheren Präfekten in Venlo, P. Pius Keller, der 1902 die Niederlassung der Dominikaner in Vechta eröffnet hatte. Bei all seinen Entschlüssen ging P. Titus zeit seines Lebens langsam und bedächtig vor. So war es auch ein reiflich überlegter Entschluss, als er im August 1909 zu Venlo in den Orden eintrat. Bei der Einkleidung erhielt er den Namen Frater Titus. Sein nicht unbedeutendes Vermögen hatte er vorher für karitative Zwecke weggegeben.
Nach dem Noviziatsjahr begann er im Kloster zu Düsseldorf seine philosophisch-theologischen Studien. Schon in Venlo bewunderten der Novizenmeister und seine Mitnovizen die unbeirrbare Treue und Stetigkeit in der Ausübung aller Verpflichtungen. Jetzt in Düsseldorf tat er auch im Studium gewissenhaft seine Pflicht. Aber es war unverkennbar, gerade das trockene Studium der spekulativen Philosophie fiel ihm nicht leicht. Bessere Leistungen seiner Mitbrüder erkannte er neidlos an. Bei den monatlichen Übungen über Werke der schönen Literatur jedoch zeichnete sich Frater Titus vor allen anderen durch ein feines Verständnis für wahre sprachliche Kunstwerke aus. Seine Arbeiten auf diesem Gebiet überragten an Tiefe der Auffassung und Feinheit der Sprache alle übrigen. - Am 28.8.1913 legte er in Venlo, wo gerade ein Generalkapitel des Ordens stattfand, in die Hände des damaligen Ordensgenerals P. Cormier die feierlichen Gelübde ab.
Im Herbst desselben Jahres wurde er zur Vollendung seiner Studien nach Rom geschickt. Sein Magister, P. Johannes Alix, ein französischer Dominikaner, hat später einmal zum Ausdruck gebracht, dass er sich gewundert habe über die Ruhe und unbewusste Erhabenheit: mit welcher der deutsche Frater den wissenschaftlichen Studienbetrieb angesehen habe. Nicht als ob Fr. Titus das Studium vernachlässigt hätte; aber sein Ideal lag nicht in der Wissenschaft der Bücher, sondern in der Weisheit des Lebens und in der Vertiefung der Gottverbundenheit.
Seinem Tugendstreben blieb er unentwegt treu; ja er steigerte es, je näher die Zeit der Priesterweihe heranrückte. - Diese empfing er am 27. Februar 1915.
Sein schon erwähnter Vorgesetzter, P. Alix, hat später dem Frater Titus für diese Zeit ein außerordentlich aufschlussreiches und sicher zutreffendes Zeugnis ausgestellt: "Ich habe den guten Fr. Titus Horten nicht vergessen. Ich betrachte ihn als einen der besten jungen Mitbrüder, für die ich zu sorgen hatte. Man kann auf ihn das Wort der Alten anwenden: Fromm, einfach, gehorsam und gerade. Ich hatte nie den geringsten Anlass, über ihn zu klagen ... Sein Verhalten war immer sehr einfach, aber mustergültig. Den Vorgesetzten begegnete er mit Ehrfurcht und Vertrauen. Von allen war er geachtet und geliebt. Immer gütig, milde, liebenswürdig und lächelnd. Nie trat eine Härte in seinem Charakter zutage: er war weder barsch noch anmaßend. Er hatte sich selbst stets vollkommen in der Gewalt und übte, sich selbst gleich bleibend, die wahre Liebe in einer gütigen, gewinnenden Weise. Dieses staunenswerte Gleichmaß war nicht begründet in der Anlage einer glücklichen Natur, auch nicht aus seinem Temperament zu erklären; man muss den wahren Grund suchen in dem ganz Gott geweihten Leben. Seine Frömmigkeit war tief und beherrschte sein ganzes Leben. Er fand Gott in der Verborgenheit der Kontemplation und diente ihm mit ganzer, allseitiger Treue."
Im Herbst 1915 kehrte der Neupriester in die Heimat zurück. Während seiner Abwesenheit war hier vieles anders geworden. P. Titus erlebte in Düsseldorf mit wachen Augen und mitfühlendem Herzen die bittere Not, die der Weltkrieg zur Folge hatte. Das Kloster war zum größten Teil als Lazarett eingerichtet. Mit einer Selbstverständlichkeit und demütigen Hingabe ohnegleichen versah P. Titus in den folgenden zwei Jahren die einfachsten und niedrigsten Dienste. So sah man den großen, schlanken Mann, der manchmal etwas steif wirkte, mit Eimer, Besen und Schrubber ausgerüstet, täglich alle "geheimen" Orte aufsuchen, um da für die entsprechende Reinlichkeit und Ordnung zu sorgen. Und wo immer für den Augenblick eine Kraft fehlte, sprang er bereitwillig ein.
Die Vielfalt der Einzelforderungen, die an ihn herantraten, der Zwiespalt, der durch die verschiedenen Aufträge und Wünsche entstand, das Widerstreitende zwischen der Neigung zu Übungen der Frömmigkeit und dem oft lauten Betrieb des Lazaretts, alles das wurde von ihm bewältigt durch die Gesinnung der Hilfsbereitschaft und das Bestreben, in allem den Willen Gottes zu erfüllen. Manches ist ihm nicht leicht gefallen. Sein Wille war von Natur aus nicht leicht zu drehen und zu wenden, zumal wenn sein praktischer Sinn ihm sagte, dass manches im Lazarettbetrieb auch anders geregelt werden könnte. Seine rege Anteilnahme am Geschick des Nächsten und seine natürliche Hilfsbereitschaft waren aber seit seinem Eintritt in den Orden ganz eng verbunden mit der im Tiefsten seines Herzens alles beherrschenden Gottesliebe. Von daher bewahrte er auch in dieser schwierigen Zeit die an ihm geschätzte Ausgeglichenheit und Gelassenheit der Seele.
Neben dem Dienst im Lazarett musste er sich auch auf das Beichtexamen vorbereiten. Den Erwartungen des P. Provinzials entsprechend konnte er allen Belastungen zum Trotz im Herbst 1917 ein gutes Beichtexamen ablegen. Damit war die Vorbereitungszeit für den Dienst als Seelsorger abgeschlossen.